logo tagungshaeuser small header

Aktuelles aus dem Lernwerk


Abschied für eine Macherin - Martina Reinwald verlässt den Volkersberg

Sozialpädagogin Martina Reinwald (56) wechselte nach 21 Jahren als Leiterin des Lernwerk Volkersberg zum 1. Juli 2023 in das Dekanatsbüro Würzburg.

Reinwald wurde 1966 in Amberg / Oberpfalz geboren und studierte in Nürnberg an der Georg-Simon-Ohm Fachhochschule Sozialpädagogik und absolvierte im Anschluss daran noch eine zweijährige Ausbildung an der Berufsfachschule für Musik in Sulzbach-Rosenberg. 1991 trat sie als Jugendreferentin der Regionalstelle für kirchliche Jugendarbeit Würzburg-Stadt in den Dienst des Bistum Würzburg. Von 1999 bis 2002 arbeitete sie als Bildungsreferentin beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Diözesanverband Würzburg. In dieser Zeit engagierte sie sich 2001 und 2002 auch als Schriftführerin in der Mitarbeitervertretung (MAV) des Bistum Würzburg. Im Juli 2002 wechselte Reinwald als Leiterin der Kath. Landvolkshochschule Volkersberg, dem heutigen Lernwerk, nach Bad Brückenau. Hier begleitete sie von 2016 - 2021 auch das Amt der Beauftragten für Erwachsenenbildung, Medienarbeit, Katechumenat und Fortbildung pastoraler Dienste im Dekanat Bad Kissingen. Von 2008 bis 2010 übernahm sie parallel zu ihren Aufgaben am Volkersberg auch die Leitung der Kath. Landvolkshochschule „Klaus von Flüe“ Münsterschwarzach, welche zum 31.12.2010 ihren Betrieb einstellte. Seit 2009 engagiert sich Reinwald auch gem. des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) als Vertreterin des Dienstgebers Bistum Würzburg in der Betrieblichen Beschwerdestelle.

2013 wurde sie erstmals zur ehrenamtlichen Diözesanvorsitzenden der internationalen katholischen Friedensbewegung pax christi gewählt, welches Amt sie bis heute begleitet.

Martina Reinwald entwickelte die Landvolkshochschule Volkersberg, das heutige Lernwerk, im inhaltlichen Bereich von den zunächst überwiegend von eigenem Personal durchgeführten Kursen hin zu einer breiteren Angebotspalette mit zahlreichen Gastreferentinnen und -referenten. Ein besonderer Einschnitt war es, als es galt ab 2011 Themen und Inhalte aus der damaligen zweiten Landvolkshochschule im Bistum, der „Erwachsenenbildung Klaus von Flüe Münsterschwarzach“ ins Programm auf dem Volkersberg zu integrieren. Nicht alle Themenbereiche fanden über die Jahre hin Anklang und immer wieder waren Anpassungen in der Programmgestaltung notwendig. Reinwald führte im Lernwerk Volkersberg außerdem ein Qualitätssystem ein und war in dem Rahmen auch über Jahre hinweg Mitglied der Arbeits- und Fortbildungsgruppe QESplus der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) in Bayern. Neben ihren Vertretungsaufgaben auf Bayern- und Bundesebene war ihr als Sozialpädagogin v.a. die Arbeit mit Ehrenamtlichen wichtig. Hier versuchte sie durch verschiedene Fortbildungs- und Begleitungsangebote einen Mehrwert für Pfarrgemeinderäte, Erwachsenenverbände oder auch kommunale Gruppen zu sein. Mit dem Projekt „Land in Sicht“, mehreren Symposien zur Landpastoral und der Aktion „Zeichen setzen“ versuchte sie ein Scharnier zwischen katholischer Kirche und Gesellschaft zu bilden. In Kooperation mit der Main-Post werden bei „Zeichen setzen“ jährlich Preise zur Wertschätzung herausragenden bürgerschaftlichen Engagements vergeben. In ihrer Volkersbergzeit fielen zwei große Innenrenovierungen 2003 und 2010 sowie die Sanierung der wettergeschädigten Fassade 2019. Wichtig waren Reinwald immer die Kolleginnen und Kollegen im jeweiligen Bildungsteam: jede Mitarbeiterin und Mitarbeiter konnten ihre je persönlichen Stärken einbringen und Programmschwerpunkte setzen. Dies wurde nicht nur von den langjährigen Gästen als abwechslungsreich wertgeschätzt, es konnten so vor allem immer wieder auch neue Interessierte für die Lernwerk-Kurse gewonnen werden. Wichtig in ihrer Arbeit waren Reinwald auch immer die Wurzeln der Landvolkshochschularbeit und der Bezug zum pädagogischen Ansatz des Dänen Nikolai Frederik Severin Grundtvig, nämlich dass hier „“Leben und Lernen unter einem Dach“ stattfinden kann. Die Zeiten neben und nach der eigentlichen Kursarbeit spielen eine wesentliche Rolle für den Lern- und Erfahrungsprozess. Und dazu bietet ein Bildungshaus wie das Lernwerk am Volkersberg mitten in der herrlichen Rhöner Natur besonders gute Bedingungen.

Martina Reinwald habe insbesondere im Bereich der Landpastoral, unter anderem in der Katholischen Arbeitsgemeinschaft Land, der Katholischen Erwachsenenbildung Bayern und dem Verband der Bildungszentren im ländlichen Raum in Bayern bzw. Deutschlands, gemeinsam mit anderen im ländlichen Raum engagierten Verbänden und Dienststellen immer wieder wichtige Akzente gesetzt. Reinwald habe das Lernwerk Volkersberg gestaltet und geprägt, sagte Landvolkseelsorger Wolfgang Scharl, Vorsitzender des Trägervereins der Katholischen Landvolkshochschule am Volkersberg, bei einer Begegnung zur Verabschiedung Reinwalds. Lucia Lang-Rachor, Leiterin der Abteilung Erwachsenenpastoral des Bistum Würzburg, bedankte sich ebenfalls für das langjährige Engagement Reinwalds auf dem Volkersberg. Für Lang-Rachor ist die Familien- und Erwachsenenbildungsarbeit auf dem Volkersberg ein unverzichtbarer Bestandteil des Bildungshauses. Auch wenn die Leitungsstelle zunächst vakant bleibt, so wird es mit der Familien- und Erwachsenenbildung dort auf jeden Fall weitergehen.

Ralf Sauer, der die Jugendarbeit auf dem Volkersberg koordiniert, hob die immer wieder neue Veränderung des Bildungsprogramms im Lernwerk Volkersberg hervor. Durch Reinwalds Zutun wurde die Erwachsenenbildung immer wieder an die Erfordernisse der Zeit angepasst und v.a. ein Schwerpunkt in der Bildungsarbeit mit Familien und Frauen geschärft sowie durch externe Referenten ein breites Angebotsportfolio aufgebaut. Laut Sauer sei Reinwald immer wieder für einen guten Platz der Erwachsenenbildung auf dem Volkersberg eingetreten, was angesichts der der deutlich größeren Jugendbildungsstätte nicht immer einfach war. In den letzten zwei Jahrzehnten sei es gelungen, den Volkersberg zu einem spirituellen Zentrum zu entwickeln. Dieses bilde nach außen hin eine spürbare Einheit, die dort ansässigen Einrichtungen seien aber mit einem eigenen Profil erkennbar. Neben dem Lernwerk gehören die Jugendbildungsarbeit der kirchlichen Jugendarbeit (kja), das Tagungshaus, das Centrum für Erlebnispädagogik, die Klosterschänke, die Kuratie und ein Förderverein zum Volkersberg. Während zu den Bildungsangeboten v.a. Menschen aus dem ganzen Bistum anreisen, entdecken mit dieser Einheit aller ansässigen Einrichtungen immer mehr Menschen aus den umliegenden Pastoralen Räumen den Volkersberg als spirituellen Ort, an dem auch ein unkompliziertes Raumangebot vorhanden und professionelle Dienstleistungen wahrnehmbar sind. Sauer freute sich, dass man zwischen Jugendbildung und Erwachsenenbildung am Volkersberg für alle Seiten gewinnbringend zusammenarbeite, so bspw. beim gegenseitigen Einsatz von Ehrenamtlichen, dem täglichen Mittagsläuten, Volkersbergführungen oder bei der gemeinsamen Nutzung des Hochseilgartens und der Zirkuspädagogik. 

Martina Reinwald verlässt den Volkersberg mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Natürlich freue sie sich auf die neuen Herausforderungen als Leitung im Würzburger Dekanatsbüro. Viele ihrer Volkersbergerfahrungen werden ihr dort helfen. Rückblickend auf die letzten Jahre zeigte sie sich für das Vertrauen ihrer Trägervereine, die Freiräume in ihren Verantwortungs- und Gestaltungsrahmen sowie die gute Kollegialität in allen ihren Wirkungskreisen sehr dankbar. Dabei hob sie auch die wertvollen Begegnungen mit den Volkersberggästen hervor, die teilweise schon über mehrere Generationen hinweg bis heute in das Rhöner Bildungshaus kommen.

Auf dem Foto zu sehen v.l.n.r. Wolfgang Scharl, 1. Vorsitzender KLVHS e.V. und Martina Reinwald, (ehem.) Leiterin Lernwerk
Foto: Annekatrin Vogler

 

Bergwerk Ausgabe II/24

Die neue Ausgabe der Programmzeitschrift Bergwerk der Jugendbildungsstätte und des Lernwerks Volkersberg ist erschienen. Im inhaltlichen Teil steht Europa im Mittelpunkt. Die Betrachtungen gehen von der bevorstehenden Europawahl und persönlichen Demokratieerfahrungen bis hin zu Europa als Friedensprojekt. Im Interview berichtet Matthias Feuerstein, was Europa für ihn mit Geben und Nehmen zu tun hat. In der neuen Bergwerkausgabe sind außerdem alle Volkersbergangebote von Anfang April bis August zu finden.